Das Salmtal hinab
Etappe zum Genießen
Wir sind nicht allein
Vor dem Frühstück, das pünktlich um 8 beginnt, werfen wir noch einen Blick in die Gnadenkapelle, wo es nach der Messe nach Weihrauch riecht. Innen auch ein Dankesstein für Maria von einem Soldaten, der hier 1944 im Lazarett war.
Wir frühstücken mit einem Paar in unserem Alter, sie wohnt in Düren und macht ihre Exerzitien hier. Sie erzählt von den Überschwemmungen vor drei Jahren, wo Düren um 7 cm der Katastrophe entging, andere Orte lagen gar nicht an einem Gewässer, wurden aber trotzdem völlig überraschend überschwemmt, weil das Wasser über den Berg stieg, der sie von einem überschwemmten Tal trennte.
Die dreischiffige barocke Abteikirche ist – für den Zisterzienserorden typisch – innen sehr schlicht ausgestattet. Auffällig ist der große Chorraum.
Am Ausgangstor fällt mir noch eine Tafel auf, Himmerod ist der Ort, wo nach Gründung der Bundeswehr das Konzept der inneren Führung, das einen Eckpfeiler unserer demokratisch legitimierten Armee darstellt, ausgearbeitet wurde.

Heute haben wir eine der gemütlichsten Etappen des Eifelsteigs vor uns, es geht fast die ganze Zeit rund 20 km die Salm abwärts, Steigungen sind eher Ausnahmen. Sehr bald treffen wir ein jüngeres holländisches Paar, das auch in Himmerod übernachtet hat und gehen längere Zeit gemeinsam. Sie kommen aus Gouda zwischen Utrecht und Amsterdam, haben schon ältere, recht selbstständige Kinder und machen ihre erste Fernwanderung. Sonst fahren sie passioniert Rad. Ihr Fernziel Trier, das Nahziel die Burg Bruch, wo auch wir nächtigen werden. Wir kommen an einer Mühle vorbei, wo Eidechsen in der Sonne vor uns weghuschen. Irgendwann lassen wir die Holländer ziehen, da sie auch aufgrund der kleinen Rucksäcke schneller sind und wir eine Trinkpause machen.
Ich komme im weiteren Verlauf auf philosophische Gedanken der Form, dass der Weg unser Meister ist, dem wir uns anpassen müssen. Wenn es hochgeht, müssen wir genauso das Tempo rausnehmen, wie wenn es runtergeht. Wenn wir mit ihm harmonieren, mit ihm atmen, wird es uns gut gehen etc.
Vor Landscheid unterqueren wir die Autobahnbrücke der A60. Im Ort verlassen wir den Weg und halten unsere Mittagsrast mit Butterbroten im Schatten auf einer Mauer nahe der Kirche, Bänke gibt es keine. Etwas weiter im Ort liegt eine Bäckerei mit Café, wo wir uns einen Capuccino mit Zwetschgenkuchen genehmigen. Bald gesellen sich unsere holländischen Wanderfreunde hinzu, die ebenfalls eine Kaffeepause einlegen. Über uns fliegen mehrere Tiefflieger hintereinander eine scharfe Kurve und verursachen einen ohrenbetäubenden Lärm. Ein paar Kilometer westlich liegt Spangdahlem, eine US-Air Base, die Teil der weiter südlich in Ramstein stationierten 3rd Air Force sind. Ein idyllisches Eifelstädtchen stelle ich mir anders vor. Dafür gibt es hier einen Maibaum, obwohl Bayern weit weg ist.

Kurz hinter dem Ort gibt es im Wald eine Umleitung links hinunter aufgrund von Baumfällarbeiten, man hört im Hintergrund Sägegeräusche. Das Besondere an ihr ist, dass sie 1,3 km kürzer ist als der Originalweg, der eifelsteigtypisch einen großen Schlenker in Form einer Haarnadelkurve macht.
Auch auf dem Eifelsteig liegen viele entwurzelte Bäume bzw. stehen kahle, tote Bäume. Ein trauriges Bild, aber nicht so flächendeckend wie z. B. im Taunus, Harz oder Thüringer Wald.

Nachdem wir aus dem Salmtal kurz heraustreten, hören wir auf der Wiese die Grillen zirpen.
Wir sind heute die meiste Zeit im Wald, es kommen aber immer wieder Lichtungen mit schönen Ausblicken, die das Auge entspannen.

Eine Braunviehherde mit Kälbern, deren eines vergeblich versucht, am Euter der Mutter zu saugen, weidet ansonsten ruhig vor sich hin.

Auf dem Weg einige schwarze Mistkäfer, teils unterwegs in Richtung Trier, teils in Richtung Aachen. Kurz vor unserem Ziel kommen wir an einer, kleinen abgezäunten Wiese vorbei, wo zwei zutrauliche Ziegen grasen.

In Bruch setzen wir uns auf eine erhöhte Baumelbank im Schatten, wo man die Beine baumeln lassen kann, erfrischen uns innerlich mit kühlen Getränken aus dem Automaten und äußerlich durch eine kurze Kneipprunde in der steinigen Salm, die gar nicht so kalt ist wie erwartet.
Hier gibt es eine Ölmühle, deren Mühlrad läuft. Sie lieferte früher die elektrische Energie für das Dorf.


Wir kommen heute in der Burg Bruch im 2. Stock im urigen Zofenzimmer mit Holzbalken unter der Decke unter. Auf dem Burganwesen gibt es einen viel besuchten Biergarten, wo wir gemeinsam mit den Holländern den Abend ausklingen lassen.


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