Eifelsteig, 11. Etappe: Daun – Manderscheid

Um die Maare rum
Perfektes Regentiming
Schmaler Höhenpfad

Auf der Terrasse unseres Hotels nehmen wir unter einer Linde bei sich langsam zuziehendem Himmel das bis jetzt opulenteste Frühstück der Wanderung ein.

Wir kommen erst relativ spät kurz vor zehn los, meine Füße sind schon fast auf Entzug und freuen sich, als wir endlich loswandern. Auf dem Weg erhaschen wir bald einen Blick zurück auf die Frühstücksterrasse.

Daun, Kurfürstliches Amtshaus

Die Leute grüßen hier alle normal mit „Morgen“, selbst der junge Mann südasiatischer Herkunft mit seinem Blumenstrauß, ich bin noch im Berliner „Hallo“ – Modus.

Im Süden von Daun liegt der Kurpark mit vielen geschwungenen Liegebänken, für die es uns jedoch noch etwas früh erscheint. Es ist gegen Mittag Regen angesagt und wir hoffen dem zu entgehen, was uns auch relativ gut gelingt.

Daun, Kurpark
Daun, Kurpark

Wir kommen zum ersten Vulkansee unserer Wanderung, dem Gemündener Maar. Hier geht es bald zwischen den Bäumen aufwärts zum Dronketurm, von dem man eine phantastische Aussicht auf Daun und das Gemündener Maar hinter uns hat. Wir sind hier nicht die Einzigen, es sind jede Menge Tageswanderer unterwegs. Nahebei grasen einige Schafe, die sich an den Bäumen eng zusammenstellen.

Dronketurm
Dronketurm, Blick auf Daun

Wir setzen den Weg fort und gehen fast komplett um das Weinfelder Maar herum. Inzwischen fängt es an, etwas zu tröpfeln, ich ziehe die Regenklamotten an, was wie so oft dazu führt, dass ich statt durch das bisschen kühlen, erfrischenden Regen durch meinen eigenen klebrigen Schweiß von innen nass werde. Den Teufel mit dem Beelzebub  ausgetrieben…

In Schalkenmehren machen wir rechtzeitig, bevor es richtig zu regnen beginnt in einem Gasthaus draußen unter einer Markise gegen 12 Mittagspause. Neben uns eine Gruppe von mittelalten Holländern mit drei kleinen Hunden.

Es kommt jetzt bald die Sonne raus und wir setzen unseren Weg fort in Richtung Lieser. In den Wiesen um uns herum zirpen die Grillen, als gäbe es kein Morgen.

Blick auf Schalkenmehren

Es geht nun einige Kilometer meist bergab bis wir schließlich zu dem Teich eines Angelvereins kommen, wo wir eine Mutter und Tochter mit Rucksäcken, die wir schon vorher am Dronketurm getroffen hatten, in der Sonne – ich denke noch „wie kann man nur?“ – rasten sehen, wahrscheinlich um zu trocknen. Der nächste Regenguss steht kurz bevor. Wir steigen ins Tal der Lieser hinab, wo zwar die Udersdörfer Mühle final geschlossen ist (Führer veraltet), dafür aber wenige hundert Meter weiter die Pension Haus Liesertal (als Einkehr nicht im Führer) Getränke und Snacks in einem Häuschen anbietet, wo man sich selbst bedienen kann und Geld in einen auf dem Tisch befestigten Briefkasten einwerfen kann. Eine hochwillkommene Überraschung. Jetzt fängt es richtig an, zu schütten und wir sitzen im Trockenen.

Nach dem Guss gehen wir den hochgelobten Lieserpfad an dem gleichnamigen Bach entlang Richtung Manderscheid. Anfangs an Weiden vorbei. Hier grasen die dunklen Büffel, die für den Mozzarella zuständig sind. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch. Ich werde zunehmend von sehr anhänglichen Bremsen geplagt, die mich in die Arme bzw. Waden stechen. Bis ich dann später die biologische Variante des Anti-Brumm-Sprays zu Hilfe nehme. Dann ist Ruhe. Außerdem fällt mir ein anderer leicht nerviger Genosse auch auf dieser Wanderung auf. Der einzige Vogel, den man hier tagsüber außer gelegentlichen hohen Greifvögelschreien hört, ist der Gartenrotschwanz mit seinem an Einfallslosigkeit nicht zu überbietenden monotonen Gepfeife.

Wir sind insbesondere in der ersten Hälfte nicht sehr beeindruckt vom heutigen Teil des Lieserpfads, es gibt einige breite Wirtschaftswege, dann zum Teil grob geschotterte Strecken, die nicht schön zu gehen sind für die strapazierten Füße. Es gibt allerdings auch Wurzelwege und die letzten Kilometer vor Manderscheid wird der Weg zu einem Höhenpfad, links tief unten die Lieserschlucht, rechts die Felswand.

Lieserpfad-Markierung

Es kommt noch ein kurzer Regenguss, den ich voll mitkriege, der mir aber nichts anhaben kann, da bald wieder die Sonne scheint und ich schnell trockne.

Wir sind mal wieder in unserem Trott, da steht rechts unterhalb des Weges mit Blick auf eine Wiese eine Wohlfühlbank. Wir chillen kurz, ich vergewissere mich, dass unser Zimmer bis 19 h reserviert ist und es geht weiter. Das Schönste am Wandern ist das Innehalten, sind die Pausen.

Lichtspiele im Wald

In der Ferne sieht man schon die Oberburg von Manderscheid, die von den Erzbischöfen von Trier gebaut wurde, während die dahinter liegende Unterburg auf der anderen Bachseite luxemburgisch war.

Wir durchqueren den 1300 Seelenort, wo gerade die Lichter auszugehen scheinen – wir passieren nur Restaurants, die geschlossen sind – und kommen an der Jugendherberge an, wo das Internet gerade nicht geht – die Telekom weiß schon Bescheid – und uns ein klassisches JH-Mahl erwartet mit lauwarmem Essen. Das  Zimmer mit zwei Etagenbetten plus Matratze unter einem Bett strahlt den Charme einer Bundeswehrstube in den frühen Achtzigern aus.  Man kann nicht jeden Tag wie ein Fürst residieren…

Oberburg Manderscheid
Manderscheid, Jahrtausendbrunnen

Zur Etappenübersicht

Hinterlasse einen Kommentar