Eifelsteig, 7. Etappe: Blankenheim – Mirbach

Stopp! Zurück marsch marsch!
Wacholder- und Eifelblick
Wie weit ist das Ziel?

Eine etwas unruhige Nacht. Ich wache um drei auf und um halb vier höre ich in der Ferne den ersten Hahnenschrei, penne aber irgendwann wieder ein bis 5h15 und tippe den Tagebucheintrag des Vortags ins Handy.

Wir gehen nach dem Frühstück direkt zur Ahrquelle, die sich mitten im Ort in einem Fachwerkhaus befindet. Am Morgen gegen neun sind wir die einzigen hier. Über uns thront die Burg, in der heute die Jugendherberge untergebracht ist.

Blankenheim, Ahrquelle
Blankenheim, Tafel zur Ahr
Blankenheim, Burg

Wir erfahren an der Touristeninfo, dass der nächste Supermarkt über 2 km entfernt ist und zwar in der falschen Richtung! Wir müssen aber etwas zu essen kaufen, weil wir abends in einer Ferienwohnung in Mirbach übernachten werden, wo es keinen Laden und auch sonst nichts gibt. Bei herunterbrennender Sonne schleppen wir uns an der Ausfallstraße den Berg hoch bis zum Gewerbegebiet. Wir waren gestern ganz in der Nähe angekommen, wussten jedoch nicht, dass nur hier Supermärkte sind. Zur Infrastruktur gibt es immer nur veraltete und unvollständige Infos in den Führern, man könnte ja auch mal die Wohlfühlbänke in die Karten aufnehmen etc. Ich glaube, ich muss irgendwann mal den definitiven Eifelsteigführer – ähnlich wie Miam Miam Dodo für den Camino – schreiben, wenn ich genug Zeit habe. Wobei, das wäre wahrscheinlich ein tolles Community-Projekt à la Wikipedia, weil die Infos dann immer aktuell wären.

Auf dem Rückweg nehmen wir uns Zeit für die Brunnenstube „Alte Quelle“, die die Burg über den Tiergartentunnel durch den Berg mit Wasser versorgte.

Blankenheim, „Alte Quelle“

Beim Verlasssn des Ortes ergattern wir vom Hotel Schlossblick noch eine Aussicht auf Burg und Schloss zusammen.

Blankenheim, Burg und Schloss

Die heutige Etappe ist mit knapp 18 km eigentlich eher etwas für Genießer, aber der Umweg führt dazu, dass wir von Anfang an geschlaucht sind. Bei den hohen Temperaturen um die 25 Grad und den vielen offenen Passagen auf Graswegen etc. ist unser Flüssigkeitsbedarf enorm. Der Liter Ayran, den wir hinterm Supermarkt getrunken haben, ist schnell wieder ausgeschwitzt. Eine der kleinen, aber glücksbringenden Freuden auf dem Weg ist das Aufkommen des Windes insbes. kurz vor Bergkuppen, so dass das nassgeschwitzte Hemd trocknet und den Körper kühlt. Wir haben unsere eigene Klimaanlage immer dabei.

Plötzlich auf dem Weg ein kleines Vogelnest, das aus einem Baum gefallen ist. Hoffentlich konnten die Bewohner rechtzeitig das Weite suchen.

Vogelnest

Wir nähern uns nun Ripsdorf, das etwa auf halber Strecke liegt. Man sieht, dass die Brücken hier alle rundumerneuert worden sind nach der Flutkatastrophe vor drei Jahren. Es gibt also auch Projekte in Deutschland, die klappen.

Schaafbachbrücke

In Ripsdorf möchten wir eigentlich etwas essen. Hier findet gerade eine Hochzeit statt, so dass unsere Essbestellung vergessen wird, was aber nicht schlimm ist, weil wir bei der Hitze eigentlich gar keinen Hunger haben. Das alkoholfreie Weißbier, das köstliche kühl perlende Mineralwasser und der Salatteller vom Buffet sind völlig ausreichend.

Am Nebentisch sitzen Einheimische, die Eifeldialekt sprechen. Er scheint mir sehr dem Letzeburgischen zu ähneln, ich verstehe nur Brocken. Diese Gruppe werden wir später hinter Alendorf auf einem vom Trecker gezogenen Hänger wiedersehen.

Es gibt hier übrigens einen Hofladen, der auch nicht im Führer steht und von dem der junge Mann in der Touristinfo auch nichts wusste. Da hätten wir auch die Ingredienzen für unser Abendessen kaufen können.

Alendorf, das eine Stunde weiter auf unserem Weg liegt, wird vom Eifelsteig nur berührt. Hier gibt es laut Führer die drittgrößte Wacholderfläche Deutschlands, ich vermute mal, die Größte ist in der Lüneburger Heide im Totengrund nahe des Wilseder Berges, wo wir ja letztes Jahr auf dem Heidschnuckenweg waren. Der Grund, wieso es hier so viel Wacholder gibt, ist einfach. Früher gab es hier viele Schafe, die die Wiesen komplett abgeweidet haben. Nur die dornigen Wacholderbüsche ließen sie stehen, daher werden ja auch Ziegen in der Lüneburger Heide gehalten, deren pelzige Zungen auch vor Wacholderstacheln nicht zurückschrecken.

Alendorf vor Wacholder

Der Steig folgt hier dem Kreuzweg auf einem Wiesenweg den Kalvarienberg hinauf. Oben eine Wohlfühlbank – leider in der Sonne – mit einem phantastischen Blick nach Osten bis zur Hohen Acht (27 km) und der Nürburg weiter rechts.

Kalvarienberg Alendorf, Blick nach Osten

Von hier ist es noch ein gutes Stündchen zu unserem Etappenziel Mirbach. Das übrigens auf so gut wie keinem Wegweiser steht. Der Grund liegt auf der Hand. Deutsche Kleinstaaterei. Mirbach liegt in Rheinland-Pfalz, bis jetzt verlief der Eifelsteig in NRW. Ich habe jetzt das Gefühl, dass wir eine Klimagrenze überschritten haben. Plötzlich gibt es Kiefern, die Landschaft scheint mediterraner, wir kommen nun langsam in die Südeifel.

Gegen sechs erreichen wir völlig erschöpft unsere komfortable Ferienwohnung in Mirbach. Hier kochen wir uns Nudeln mit Tomatensauce und Parmesan, essen Cherrytomaten und Kaminwurzen dazu und genehmigen uns dazu zwei Gläschen Rosé auf unserem Balkon. Den Verkehr auf der nahegelegenen Landesstraße blenden wir aus. Ein weiterer rundum gelungener Wandertag klingt bei einer Kanne Waldfrüchtetee aus.

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2 Antworten to “Eifelsteig, 7. Etappe: Blankenheim – Mirbach”

  1. Avatar von Burkhard Burkhard Says:

    Blankenheim ist mir noch in guter Erinnerung, wo ich mit den Kindern Jonas und Nora in der Burg / Jugendherberge übernachtet habe. Angereist mit den Rädern im Zug.Am nächsten Tag zur nahegelegenen Erft Quelle und dann die Erft hinunter geradelt bis zur Mündung in den Rhein in Neuss Grimmlinghausen.Schöne Tour.

    Grüße Burkhard

  2. Avatar von ohrenschmaus ohrenschmaus Says:

    Hallo Burkhard, das freut mich, dass Du hier mitliest. An der Jugendherberge in der Burg sind wir auch vorbeigekommen. Da übernachtete eine Gruppe von zwei jungen Paaren, die wir kurz vorher getroffen hatten. In der Tat ein schöner Ort.

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