Eifelsteig, 2. Etappe: Roetgen – Monschau

Im Belgischen Venn
Auf Holzstegen übers Moor
Familienzeit

Der Tag beginnt mit Glückwunschen, die auf meinem Handy eintrudeln. 61 Jahre und es fühlt sich nicht so an. Kurz nach Verlasssen des Hotels sind wir auf belgischem Gebiet. Hier im Hohen Venn gibt es weder Mobilfunk- noch Internetempfang. Das passt hervorragend zu dem generellen Gefühl auf dem Eifelsteig und eigentlich jedem Fernwanderweg, dass man dort völlig aus der Zeit gefallen ist und auf sich selbst zurückgeworfen.

Hohes Venn hinter Petergensfeld

Auch heute wieder ideales Wanderwetter, mit knapp 20 Grad etwas wärmer als gestern, viel Sonne und trocken, es zahlt sich aus, ein Sonntagskind zu sein.

Auf der heutigen Etappe treffen wir viele Radfahrer, die meist in der entsprechenden Kluft die zum Teil asphaltierten Wege hinunterpesen bzw. sich raufschrauben. Manche auch mit elektrischer Unterstützung. Wir treffen mehrmals ein etwas jüngeres Wanderpaar, es stellt sich heraus, dass sie aus Brüssel kommen und Französisch sprechen. Sie machen 6 Etappen auf dem Eifelsteig, wir werden sie also sicher wiedersehen.

Eisenhaltiger Bach im Hohen Venn

Außerdem sind auch Joggergruppen unterwegs, Waldeinsamkeit gibt es heute für uns nicht.

Wir kommen an den Standorten der Reinartzhöfe vorbei, die 1950 der Wesertalsperre Eupen weichen mussten, die als Trinkwasserquelle genutzt wird. Sie hätten das Wasser zu sehr verschmutzt.

Am Wegesrand grüßen uns wilde Vergissmeinnicht und viele Margheriten. Wir sehen einen braunen Schmetterling auf einer Schutzhütte, ein kleiner Eisvogel?

Schmetterling

Auf einem längeren schnurgeraden asphaltierten Stück scheren wir nach links aus auf eine naturnähere Variante wie im Führer empfohlen. Für anderthalb Kilometer geht es über eine Schneise mit mittelhohen, wilden Gräsern.

Wildgrasschneise

Dann biegen wir nach rechts ab auf einen schmalen Holzsteg, der uns etwa genau so weit über das Moor des Hohen Venns führt. Es regnet hier viel, der Boden lässt relativ wenig Wasser durch, die Verdunstung ist wegen des kühlen Klimas gering und es gibt wenig Abflüsse. Links und rechts des Stegs sind viele Heidelbeersträucher, die Beeren sind jedoch noch recht säuerlich.

Holzsteg im Hohen Venn

Schließlich kommen wir nach einer erneuten Wende nach rechts über eine Piste wieder auf den Eifelsteig, dem wir nach links folgen.

Der Weg steigt langsam an zum Steling (658 m), dem Dach des heutigen Wandertages. Das nächste Highlight ist ein bestimmt drei Meter langer Quarzitfelsen, zu dem es eine Geschichte gibt. Karl der Große soll hier mit seinem Gefolge auf Jagd gewesen sein und den Weg zum Königshof nicht mehr gefunden haben. Darauf campten sie im Wald und der hünenhafte  Karl legte sich auf dem Felsen zur Schlafruhe. Es wurde kühler und sein Diener fragte ihn, ob er ihm eine Mütze reichen solle. Karl sagte auf Platt „Mütze nich!“, woraus der Name des unweiten Ortes entstanden sein soll.

Mit Mütze auf Karls Bettstatt

Wenn es um das Gepäck und insbesondere den Proviant auf so einer Wanderung angeht, bin ich ein Freund des Minimierens. Man sollte versuchen, sein inneres Eichhörnchen zu überwinden und das, was man an Nahrung transportiert, am besten am gleichen Tag verbrauchen. Heute gelingt es – wie schon gestern – mit dem Wasser. Die 3 Liter, die ich für uns beide trage, sind in Mützenich rund eine Stunde vor dem Ziel ausgetrunken. Welche diebische Freude, den Rucksack nach der letzten Trinkpause zu schultern, der dann leicht wie eine Feder ist.

Auf einem angenehmen, nicht zu stark abfallenden Weg gehen wir auf Kiefernadeln hinunter nach Monschau, „der Perle der Eifel“, was sich anscheinend rumgesprochen hat. Der kleine Fachwerkort im schluchtartigen Rurtal platzt aus allen Nähten vor Touristen, die hier den sonnigen Sommersonntag genießen wollen.

Hier treffen wir meine Eltern und feiern den Tag draußen auf der Terrasse bei Eiskaffee bzw. Kaffe und Kuchen sowie später in einem urigen, gut besuchten Kneipenrestaurant.

Monschau, Rotes Haus

In Aachen hatte es Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten gegeben, die zur Ausweisung der Protestanten geführt hatten. In Monschau, damals noch Montjoie, gab es bereits im 17. Jahrhundert aufgrund der dort herrschenden Religionsfreiheit eine evangelische Gemeinde mit aufgrund der ab 1750 florierenden Tuchherstellung wohlhabenden Mitgliedern, die die Finanzierung der Stadtkirche ermöglichten. Auffällig ist hier die Platzierung der Kanzel, wo das Wort Gottes  aus der Bibel verkündet wird, direkt hinter dem Altar mit der Bibel im Zentrum.

Monschau, evangelische Kirche
Monschau, Burg
Monschau, Häuser am Rurufer

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2 Antworten to “Eifelsteig, 2. Etappe: Roetgen – Monschau”

  1. Avatar von zartgewebt zartgewebt Says:

    Na, da gratuliere ich auch gleich frisch und fröhlich gaaaaaaaaaaaaaaanz herzlich dem Junggebliebenen. 😉

  2. Avatar von ꜼƢAMAɠYÑIC🌐 ꜼƢAMAɠYÑIC🌐 Says:

    Alles Gute Wahre Schöne auch von mir an dich
    Oha … Attentione por favor auf den Stegen weil wunderschönes Moorgebiet wo auch ich schon zweimalig wanderte. Ich wünsche dir einen sonnig wunderschönen Tag

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