Eifelsteig, 1. Etappe: Aachen – Roetgen

Gang durch Geschichte
Ohne Brücke übern Bach
Magere Pferde

Die Nacht in unserem Hotel am Lousberg schlafe ich gut durch, der Retsina beim Griechen um die Ecke am Vorabend hat seine einschläfernde Wirkung nicht verfehlt. Das Frühstück fürstlich mit frisch gepresstem Orangensaft, Rührei und Joghurt mit frischem Obst.

Bei idealem Wanderwetter unter 20 Grad gehen wir hoch auf die wallähnliche Parkanlage oberhalb der Saarstraße nach Westen. Da wo die äußere Stadtmauer war, steht eines von zwei erhaltenen mittelalterlichen Toren, das eindrucksvolle Ponttor, eines der wenigen noch existierenden Doppeltore.

Aachen, Ponttor: Blick auf Vortor

Nun wenden wir uns hinunter nach Süden, kommen an den Gebäuden der Hochschule – insbesondere dem Institut für Bergbau – vorbei und landen am Rathaus, vor dem ein riesiger Sandkasten aufgebaut ist, in dem die Kinder spielen, während ihre Eltern in Liegestühlen auf ihren Smartphones rumwischen. Im Krönungssaal mit dem Kreuzrippengewölbe fanden bis 1531 die Festessen anlässlich der Königskrönungen statt. Wir haben leider keine Zeit, ihn uns anzusehen.

Aachen, Rathaus

Ähnlich ergeht es uns mit dem Dom, vor dem ein Markt stattfindet. Es ist gerade eine Messe angesagt, die meist älteren Besucher werden vom Küster persönlich begrüßt. Wir besorgen uns in der Nähe eine Kräuterprintenplatte, für die wir später eine gute Verwendung finden, als uns die Kräfte vorübergehend verlassen.

Aachen, Dom

Das Törchen zum „Domgarten“ ist nicht verschlossen, im Schatten der Bäume steht eine Skulptur eines etwas gequält dreinblickenden Karls des Großen mit einem güldenen Mantel.

Aachen, Karl der Große vor dem Dom

Vom Dom gehen wir weiter zum Elisenbrunnen, wo in der Wandelhalle ein dünner Wasserstrahl aus der Wand tropft. Weiter geht es zum Theaterplatz mit dem Pferdedenkmal. Wir gehen nun in die Theaterstraße, die später zur Oppenhoffallee wird, in der ich die ersten 5 Jahre meines Lebens zugebracht habe. Alle Erinnerungen daran stammen von Fotos, die ich später gesehen habe.

Aachen, Oppenhoffallee
Aachen, Oppenhoffallee

Wir biegen jetzt ein in die Viktoriaallee, wo es noch alte neoklassizistische Gebäudezüge gibt.

Aachen, Ecke Viktoriaallee

Wir gehen weiter durch Beverau und kommen bald auf einen schmalen Wiesenpfad und anschließend in den Wald. Wir passieren heute diverse Pferdehöfe, uns fällt auf, dass man fast durchweg die Knochen der weidenden Tiere sieht. Weiter geht es – wir bekommen den Tipp von einem entgegenkommenden Wanderer, der auf der matschigen Eifelsteigpassage vor uns fast hingefallen ist – auf einem viel von Skatern genutzten Radweg an einer stillgelegten Bahnlinie.

Nach rund 10 Km kommen wir in Kornelimünster an, wo wir die Mittagspause mit einem belegten Brötchen einlegen. In der Reichsabtei ist eine kostenlose Kunstausstellung, die sich insbes. Fehlstellen widmet, es werden die Rückseiten der Bilder gezeigt, unbekannte Künstler verbergen sich hinter Vorhängen, die man aufziehen kann. Ein Bild des Expressionisten Campendonk erinnert mich sehr stark an Chagall.

Kornelimünster, Campendonk: Radfahrer E. u. kleine gelbe Kuh

Hier in Kornelimünster ist der offizielle Startpunkt des 313 km langen Eifelsteigs. Wir folgen der Inde und schon kurz hinter dem Ort ist der Weg unterbrochen. Eine Brücke – es wird nicht die Einzige auf dem Weg bleiben – ist vom Hochwasser vor drei Jahren weggeschwemmt worden. Es gibt keinerlei Indikation, wo es weitergehen soll, ein junger Mann deutet in Richtung der Wiese, hinter der wir den Weg dann wiederfinden.

Eifelsteigplakette

Der Weg ist ansonsten meist angenehm zu gehen, der Asphaltanteil ist überschaubar. Bei Walheim wurde bis Mitte der Sechziger Kalk für Zement gebrannt. Als Brennstoff wurde Kohle genutzt, der Kalk kühlte beim Hinunterfallen ab und konnte dann unten im Zugloch handwarm entnommen werden.

Walheim, Kalkbrennofen

Der Weg zieht sich am ersten Tag etwas in die Länge. Die relativ häufigen Schutzplätze sind hochwillkommen.

Rastpilz

Wir überqueren den Vichtbach und wählen eine Abkürzung am Bach entlang, anstatt den Berg hochzulaufen. Es geht an einem Zeltlager mehrerer Familien mit Kindern vorbei, die gerade an einem Lagerfeuer ihr Essen vorbereiten. Die Piste hört irgendwann auf, wir schlagen uns etwas durch den Matsch, finden dann aber eine Sandbank im Bach, auf und von der wir ans andere Ufer springen können, wo unweit ein Weg verläuft. Es geht an einer Wasseraufbereitungsanlage vorbei und noch etwas durch den Wald.

Wir kommen nun ins Grenzgebiet, auf der anderen Seite des Weges ist Belgien. Unser Hotelier in Roetgen ist eher kurz angebunden und unwirsch. Wir essen auf der belgischen Seite Fritten mit einem Erbsenburger und einem leckeren, feuchten Schokoküchlein als Dessert. Den Rest des Abends chillen wir im Bett und lesen.

Petergensfeld, Frittenbude

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