Oderlandweg: Wriezen – Falkenberg 24

Während der Nacht zieht ein Regengebiet durch, das laute Geplätscher weckt mich auf, ich kann aber nach einem Melatoninsprühstoß wieder einschlafen.

Nach einem ausreichenden Frühstück, wo wir auch ein Brötchen für unterwegs schmieren können, sind wir gegen 9 auf der Rolle.

Es geht wieder zurück durch die triste Wohnsiedlung, am Stadtsee an der B167 nach Bad Freienwalde entlang auf die letzte Etappe unseres kleinen Wanderabenteuers.

Wriezen, Stadtsee

Im Wald sehen wir zwei Rehe, die nachdem sie uns gewittert haben, weit vor uns unseren Weg überqueren, dann aber feststellen, dass dahinter die Bahngleise verlaufen und wieder zurückrennen. Anschließend erreichen wir ein offenes Trockenrasengebiet, das zu DDR-Zeiten vom Militär zu Übungen genutzt wurde und wir kommen zum Ziegelbrennofen von Altgaul, dessen Schornstein seit geraumer Zeit von den Störchen als Nest genutzt wird. Das Storchenpaar scheint bereits in den Süden abgerauscht zu sein. Wenn man sich die Statistik ansieht, dann verschiebt sich der Abflug nach vorne, die letzten Jahre machte sich das Storchenpaar bereits um den 20. August in wärmere Gefilde auf. In Deutschland gibt es übrigens mit rund 1150 Exemplaren in Brandenburg die meisten Störche, Niedersachsen und Baden-Württemberg holen aber kräftig auf.

Altgaul, Storchenturm mit geschlossenem Storchenmuseum

Weiter geht es an der eingleisigen Bahnstrecke entlang nach Altranft, wo am Wochenende die 650 Jahrfeier stattfand, der Ort ist entsprechend mit Wimpeln, Maiskolben, Kürbissen und jeder Menge phantasievollen Puppen geschmückt. Die Bühnen und Stände auf dem Hauptplatz werden gerade abgebaut.

Altranft, 650 Jahre Erntedankfest

Eine Frau aus einer Gruppe von Frauen, die abschmücken und  aufräumen sagt uns, dass wir einen Tag zu spät gekommen sind. H. verneint dies. Ich preise die Einsamkeit des Wanderns und spüre eine Enttäuschung ihrerseits.

Ein Anwohner trägt ein schwarzes T-Shirt mit der Aufschrift „Lächle, du kannst sie nicht alle töten“. Darauf angesprochen, dass zwischen seinem missmutigem Gesichtsausdruck und dem Slogan offensichtlich eine Diskrepanz besteht, bleibt ihm die Spucke weg.

Im Gutspark steht das – natürlich geschlossene – Barockschloss, das heute ein Freilichtmuseum nebst Café beherbergt. Generell sind Montag und Dienstag in der Region meist Ruhetage für die Sehenswürdigkeiten. Im Park wird u.a. ein Mähsammelboot von 1975 ausgestellt, mit dem die Gräben im Oderbruch gekrautet wurden, d.h. die Wasserpflanzen wurden kurz über dem Grund abgeschnitten, um den Wasserabfluss sicherzustellen.

Altranft, Schloss
Altranft, Mähsammelboot im Gutspark

Wir kommen nun kurz vor Bad Freienwalde durch von Laubbäumen dominierten Mischwald zur Abbruchkante des Oderbruchs, man hat hier das Gefühl in einem Mittelgebirge zu sein, es geht permanent rauf und runter.

Bad Freienwalde, Abbruchkante

In Bad Freienwalde, wohin wir einen eigentlich von der Streckenführung des Oderlandwegs nicht vorgesehenen Abstecher machen, genehmigen wir uns im Rosencafé einen großen Kaffee mit Käsekuchen und kämpfen uns anschließend durch die ausgedehnte Baustelle im Stadtzentrum, wo der neue Kreisverkehr kurz vor der Vollendung steht. Wir kommen nun in den Schlosspark mit dem von David Gilly für die preußische Königin Friederika Luise Ende des 18. Jahrhunderts gebauten Sommerhaus, das 1909 von Walter Rathenau erworben wurde, der ihm seine heutige Form gab.

Bad Freienwalde, Schloss

Hinter dem Schlosspark befindet sich der russische Ehrenfriedhof mit 1844 zum Ende des 2. Weltkriegs 1945 zum großen Teil in den nahegelegenen Seelower Höhen gefallenen Soldaten, ich finde sogar eine Inschrift vom 28.5.45.

Bad Freienwalde, russischer Ehrenfriedhof
Bad Freienwalde, russische Kriegsgedenkstele

Nun geht es aus dem Ort hinaus, die Abbruchkante des Oderbruchs hinauf zum Haus der Naturpflege, wo sich Kurt Kretschmann der Rehabilitation der Eule widmete. Wir verpassen erst den Abstecher, ich mache ihn dann alleine, während H. oben wartet. Das Haus ist heute mit dem umliegenden Garten – ich treffe die junge Gärtnerin, die sich nicht über fehlende Arbeit beschweren kann – ein Naturmuseum. Oben steht der acht Meter hohe Eulenturm, von dem man eine schöne Sicht auf die grüne Umgebung hat. Gegenüber kann ich in der Ferne den Aussichtsturm auf dem Galgenberg erspähen.

Bad Freienwalde, Eulenturm
Bad Freienwalde, Blick vom Eulenturm

Wir gehen weiter durch Laubwald zum Teufelssee, wo ein einsamer, versteckter Angler sitzt. Hier machen wir unsere Mittagsrast und verspeisen den letzten Proviant, so dass die Rucksäcke für den Schlussteil der Wanderung, der uns über den 106 m hohen Märkischen Watzmann führen wird, federleicht sind.

Teufelssee

Beim Aufstieg treffen wir einen anderen Wanderer in oliver Hose und Wanderstiefeln, der heute Morgen in Eberswalde gestartet ist und als Ziel Bad Freienwalde hat. Er ist begeistert von der vom Höhenprofil abwechslungsreichen Landschaft, die er so nicht erwartet hat. Wir treffen ihn später wieder im Zug zurück nach Eberswalde und dann Berlin. Er hat einen klitzekleinen Akzent, ich vermute einen Französischen.

Von hier haben wir eine schöne Aussicht über das Oderbruch, den Abstecher zum Bismarckturm ersparen wir uns, weil er geschlossen hat.

Blick ins Oderbruch

Nun geht es nur noch bergab nach Falkenberg, wo wir beim Fontanedenkmal an der Hauptstraße rauskommen. Das ehemalige Bahnhofshaus, das zunehmend verfällt, wird von Künstlern bewohnt. Dahinter stehen haufenweise alte Autos wie z.B. Trabis.

Falkenberg, altes Bahnhofsgebäude

Jetzt, wo ich gerade in den Flow gekommen bin, nimmt unsere Wanderung ein Ende. Es gab viel Natur, aber auch die ein oder andere Sehenswürdigkeit zu entdecken, die in einzelnen Fällen sogar geöffnet war. Die nächste Tour ist schon in der Pipeline.

Hier ist die Übersicht über die Wanderung auf dem Oderlandweg vom 20.-22.9.2025.

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