Kirchengesänge
Auf Umwegen zum Einstieg
Emsiges Treiben
Der Tag beginnt mit einem umfassenden Frühstück. Auffällig sind die 24 Teedosen und es sind sogar drei unparfümierte Sorten dabei, ich greife zum grünen Sencha. Am Nachbartisch erklärt ein ungefähr zehnjähriger Junge seinen Eltern und seiner älteren Schwester, was ein Haiku ist: 5-7-5. Das erste Mal in den letzten fünf Jahren, dass jemand in meiner Umgebung unabhängig von mir von Haiku spricht.
Ich komme recht spät los, neben dem Warten auf den 14 Stundenabstand zur letzten Mahlzeit, lasse ich mir generell Zeit, dies ist immerhin ein Urlaub. Die Trödelei verhindert allerdings nicht, dass ich wie mir später bewusst wird, meine gestern als Badehose genutzte Laufhose, die ich zum Trocknen aufgehängt hatte, auf dem Bügel vergesse. Sie wird mir nachgeschickt.
Anbei der Blick aus meinem Zimmerchen.

Vor mir liegt ein herrlicher Wandertag bei sommerlichen Temperaturen, gut dass ich meine Camino-Pilgermütze dabei habe, die 2 Liter Wasser trinke ich komplett aus.
Es stellt sich allerdings später heraus, dass ich einen falschen Track des Milseburgwegs runtergeladen habe, so dass ich den Vormittag in der Fuldaer Vorstadt verbringe und ca. 7 km zu viel laufe und das dann auch noch auf Asphalt.

Zuerst geht es aber richtig zur Liobakirche auf dem Petersberg, der ich ja auch schon auf meiner Fastenwanderung im Februar einen Besuch abstattete. Dieses Mal ist die romanische Kirche – eine der ältesten Deutschlands, von Rabanus im 8. Jahrhundert gebaut – jedoch geöffnet. Beim Eintritt schallen mir von einer Frauenstimme begleitete Orgelklänge entgegen. Es wird geprobt, die Musik scheint mittelalterlich zu sein, hier eine Kostprobe:
Ich fühle mich zurückgebeamt in eine uralte Zeit, die Musik strahlt eine große Klarheit und Stärke aus.

Die beiden Musizierenden sehe ich nicht, sie müssen hinter der Orgel sein, was das Ganze noch geheimnisvoller macht. Die Sängerin hebt immer wieder an, es scheint unwahrscheinlich, dass die Musik von der Konserve kommt, dafür klingt sie auch zu gut.

Unten in der Krypta liegt die Heilige Lioba, die im 8. Jahrhundert mit Bonifatius per Brief kommunizierte. Die Briefe kann man in einem Nebenraum nachlesen.
Mich amüsiert eine kleine Passage aus dem Gästebuch, die auf zeitgemäße „Probleme“ eingeht.

Ich gehe nun an einem hässlichen Betonklotz, der sich als Klinikum herausstellt, vorbei und spaziere durch Ziehers, einen Fuldaer Stadtteil. Es muss die A7 überquert werden und ich komme in eine ländlichere Umgebung. Nach einer Pause vor Keulos, erreiche ich über Wissels und Böckels endlich den Einstieg in den Milseburgweg, den richtigen Track habe ich inzwischen auch gefunden.

Ab hier ist der Weg sehr gut mit dem roten Dreieck des Rhönklubs markiert. Die Schilder kommen teilweise im Abstand von 200 m.
Der Weg verläuft im Zickzack und ich komme an der Siedlung Armenhof vorbei; die Rhön war früher eine der ärmsten Gegenden Deutschlands. Es geht nun an einem schmalen Teich vorbei, an dem ich mit einem braungebrannten Pensionär aus Dipperz ins Gespräch komme, der sich in der Gegend sehr gut auskennt. Weiter geht es über den Wanderparkplatz Saubrücke an einem Bächlein entlang über einen Baumwurzelpfad. Schließlich komme ich auf einen geschotterten Weg. Ich treffe auf viele Mountainbiker und später auch auf E-Biker, die die Anstiege hochsausen. Mir kommt sage und schreibe ein junger Wanderer entgegen, der wie ich mit Rucksack und Stöcken unterwegs ist und mir ein Servus entgegenruft.
Man sieht bald die Vulkankuppen der Rhön, ich komme hier gut voran.

In der Ferne erkenne ich im Norden das Schloss Bieberstein auf dem Kugelberg.

Unten schlummert das Malerdorf Kleinsassen, ich folge dem Malerrundweg ein stückweit, die Rhön hat dankbare Motive für Naturbilder vorzuweisen.

Vom Wegrand aus sieht man ein schmuckes Häuschen, das abenteuerlich über mir im Wald steht.

Es blüht viel, das kleine, hellweiß strahlende Buschwindröschen hat es mir besonders angetan.

Kurz vorm Ziel die erste Wohlfühlbank mit einem schönen Blick auf einen Berg, den ich für die Milseburg halte, die morgen auf dem Programm steht.

Schließlich komme ich gegen 17h bei meiner Unterkunft, dem Fuldaer Haus an der Maulkuppe an. Hier herrscht reges Wochenendtreiben. Auf diversen Terrassen kann man seinen Kaffee einnehmen. Ich verziehe mich in mein kleines Turmzimmer, mache mich frisch und esse früh um halb sechs im Gastraum, der sich langsam füllt. Besonders lecker ist der Nachtisch, ein Apfel-Krömbel mit Vanilleeis und Schlagsahne.

Hier ist der Überblick über meine Wanderung auf dem Milseburgweg von Fulda nach Meiningen im April 2025.
April 16, 2025 um 19:04
Krömbel? Sehen mag … !
April 16, 2025 um 21:59
Im Englischen sagt man crumble, das ist sozusagen eingehessischt. Das sind süße Streusel (so ähnlich wie im Knuspermüsli), mit denen man Früchte überbackt. Sehr, sehr lecker. Und knusprig.
April 25, 2025 um 19:25
Ich kenn nur Streuselkuchen. Seeeeeeeeehr lecker.